Wer die älteren Artikel meines Blogs durchstöbert, findet dort den ein oder anderen Beitrag, den man heute zurecht kritisieren würde. Daher begebe ich mich heute mal mit einer Schaufel auf den Blogfriedhof und grabe ein ganz besonderes Exemplar aus: Joomla! vs. TYPO3 aus dem November des Jahres 2009. Es treibt mir regelrecht die Schamesröte ins Gesicht, wenn ich das heute so lese. Wie konnte ich das damals nur schreiben? Zeit für einen reumütigen Rückblick!
Runde 1: Popularität
Lange Zeit hatte Joomla in dieser Kategorie die Nase vorn. Mittlerweile hat sich der Trend gewendet. WordPress hat Joomla als einfachstes CMS abgelöst und dadurch einiges an Popularität eingebüßt. TYPO3 hingegen ist im Enterprise-Sektor quasi konkurrenzlos. Zwar musste auch TYPO3 Anteile an WordPress abgeben, aber der Verlust ist bei Weitem nicht so riesig gewesen.
Zwischenstand 2009: 1-0 für Joomla
Zwischenstand heute: 0-1 für TYPO3
Runde 2: Funktionalität
Zum damaligen Zeitpunkt kannte ich TYPO3 offenbar noch nicht ausreichend. Selbst 2009 hatte TYPO3 um ein Vielfaches mehr an Funktionalitäten zu bieten als Joomla. Heute hat sich Joomla in diesem zwar Punkt angenähert, kommt aber nach wie vor nicht an TYPO3 heran. Der Vorsprung von TYPO3 ist einfach riesig gewesen. ACL, Workspaces, Assetmanagement – das alles konnte TYPO3 schon vor Jahren und die Entwicklung stand seitdem nicht still.
Zwischenstand 2009: 1-1 Ausgleich für TYPO3
Zwischenstand heute: 0-2 für TYPO3
Runde 3: Erweiterbarkeit
Auch hier kann ich über meine damalige Unwissenheit nur mit dem Kopf schütteln. TYPO3 war ohne Ende erweiter- und individualisierbar. Das gab und gibt es in dieser Form bei kaum einem anderen CMS. Selbst das Backend ließ sich bis zum letzten Feld anpassen. In dieser Hinsicht hat sich auch heute nicht viel verändert. TYPO3 ist haushoher Sieger dieser Kategorie.
Zwischenstand 2009: 1-2 für TYPO3
Zwischenstand heute: 0-3 für TYPO3
Runde 4: Programmierung
Code-Qualität war zu dieser Zeit nicht die größte Stärke von TYPO3. Joomla konnte bereits mit einer vollständigen MVC-basierten Struktur punkten und ging damals als Sieger hervor. Heute hat sich das Blatt gewendet. Joomla zeigte in der Vergangenheit deutliche Schwächen und war Opfer teils schwerer kritischer Sicherheitslücken. Das deutet meistens auf weniger gute Code-Qualität hin. Zudem hat TYPO3 seinen Unterbau mittlerweile vollständig umgebaut. Dazu wurde mit Extbase eine neue Struktur für moderne Extensionsentwicklung eingeführt. Der TYPO3-Code basiert heute zum Großteil auf modernsten Technologien und wird stetig weiterentwickelt.
Zwischenstand 2009: 2-2 Ausgleich für Joomla
Zwischenstand heute: 0-4 für TYPO3
Runde 5: Komplexität
In meinem damaligen Artikel habe ich die steile Lernkurve bei TYPO3 kritisiert. Das hat sich bis heute nur marginal verbessert. Ein neues Backend-Layout sorgt nun dafür, dass es Redakteure etwas einfacher haben, aber ohne fundierte Einführung geht da trotzdem nichts. Auch auf Entwickler kommt viel Lesestoff zu, wenn sie sich mit dem Enterprise CMS beschäftigen wollen. Aber das ist auch kein Wunder, denn je größer die Möglichkeiten, desto komplexer wird ein System zwangsläufig. Die Spalte zu Joomla ist also kleiner geworden, aber noch immer zu groß. Laien würden wohl eher zu Joomla tendieren und sich dort schneller zurechtfinden (wenn es da nicht WordPress gäbe).
Endstand 2009: 3-2 für Joomla
Endstand heute: 1-4 Ehrentreffer für Joomla
Fazit
2009 endete mein Fazit damit, dass ich Joomla als zukunftssicheres und moderneres System lobte. Mit dieser Einschätzung lag ich unglücklicherweise daneben. TYPO3 ist heute robuster, skalierbarer als Joomla und bietet so ziemlich alles, was im Enterprise-Sektor an Funktionalität benötigt wird. Die Core-Entwickler von TYPO3 haben in den letzten Jahren ganze Arbeit geleistet.
Der Markt für Joomla ist dagegen geschrumpft. Für kleine Internetauftritte ist es ungeeignet und für komplexe Web-Applikationen gibt es bessere Alternativen. Der Abwärtstrend wird daher vermutlich anhalten.